Hochschule Reutlingen
03.03.2025

10 Jahre REZ - Interview mit Keynote-Speakerin Prof. Dr. Anke Weidlich

Prof. Dr. Anke Weidlich über den Studiengang Dezentrale Energiesysteme und Energieeffizienz

Prof. Dr. Anke Weidlch

Prof. Dr. Anke Weidlch

Interview Keynote-Speakerin, Prof. Dr. Anke Weidlich

Das Reutlinger Energiezentrum für Dezentrale Energiesysteme und Energieeffizienz (REZ) als kooperativer Lehr- und Forschungsverbund steht in der Verantwortung kluge Köpfe für die Energiewende auf höchstem Niveau auszubilden. Wir bilden Wirtschaftsingenieure im Master aus. Das REZ verfügt über ein breites Forschungsspektrum und eine exzellente technische Ausstattung und versteht sich als Kooperationspartner für Industrie, Wirtschaft, Kommunen, Verwaltung sowie Forschungs- und Ausbildungseinrichtungen. So dient es als transdisziplinäre Plattform für innovative Energielösungen durch angewandte Forschung und Lehre. Wir befragten Prof. Dr. Anke Weidlich vom INATECH der Universität Freiburg zu ihrer Einschätzung: Was sollten Absolvierende im Studiengang Dezentrale Energiesysteme und Energieeffizienz im REZ zukünftig lernen?

 

Frau Weidlich, Sie sind Mitglied der Expertenkommission für das Monitoring der Energiewende. Wofür brauchen wir zukünftig Absolvierende eines Studiengans wie DEE?

Insgesamt gibt es – bereits heute und noch mehr in Zukunft – einen hohen Fachkräftebedarf für die Umsetzung der Energiewende, da einfach so viele Dinge gleichzeitig und in hoher Geschwindigkeit zu tun sind. Im technischen Bereich ist der Bedarf hoch, z.B. für die Planung und die Durchführung vielfältiger Ausbauprojekte. Darüber hinaus muss aber auch bei den energiewirtschaftlichen und -rechtlichen Prozessen sehr vieles umgesetzt werden, wofür qualifiziertes Personal dringend benötigt wird. Der Studiengang DEE vereint ja technische, wirtschaftliche und rechtliche Aspekte des Energiesystems und bietet damit eine sehr passende Ausbildung für diese Bedarfe. Daher ist der Studiengang wertvoll, um die Energiewende zu unterstützen.

 

Und womit beschäftigen Sie sich heute am INATECH?

Auch ich finde die Schnittstelle zwischen technischen und wirtschaftlichen Aspekten besonders spannend. Wir beschäftigen uns in Simulationen und Modellen mit der Weiterentwicklung von Prozessen und Marktmechanismen, um Flexibilität optimal ins Stromsystem einzubinden. Hierbei geht um ökonomische Effizienz, immer unter Berücksichtigung der technischen Randbedingungen und Bedarfe, insbesondere im Bereich der Stromnetze. Dabei schauen wir uns sowohl dezentrale Energiesysteme und Verteilnetze an, als auch die nationale Perspektive bzw. das europäische Verbundnetz auf Übertragungsnetzebene.

 

Das REZ feiert in diesem Jahr sein 10-jähriges. Was müssen jungen Menschen in 10 Jahren lernen, um die Zukunft unseres Energiesystems zu gestalten?

Es ist insgesamt eine sehr spannende Frage, was junge Menschen in Zukunft lernen sollen. Dabei geht es darum, was KI und andere Tools erledigen können und was die Kernkompetenzen sind, die auch in Zukunft nicht durch Computer erledigt werden können. Ich fände es wünschenswert, das systemische Denken stärker zu fördern, also der Blick über Einzellösungen hinaus auf größere Zusammenhänge. Dafür halte ich eine interdisziplinäre Ausrichtung, am besten aufbauend auf einem starken fachspezifischen Fundament, sehr geeignet. Von daher würde ich erwarten, dass die technisch-wirtschaftlich-rechtliche und überdies praxisorientierte Ausrichtung des DEE-Studiengangs auch in zehn Jahren noch zeitgemäß ist.

 

Wir sagen vielen Dank für das Interview! Wir freuen uns auf Ihren Beitrag zum REZ-Jubiläum!